Mein letzter Tag in Granada und somit auch der letzte Eintrag in mein gut 400 Seiten starkes Tagebuch: Am Morgen stand ich relativ früh auf, also circa um 10:00 Uhr, um die letzte wichtige Unterschrift an der UGR abzuholen. Vor dem Austauschbüro wartete ich heute ungefähr eine Stunde bis ich an der Reihe war, da auch viele lokale Studenten ihre Anträge auf ein Auslandssemester abgeben wollten. Darunter auch Javi, der sympathische Spanier, mit dem ich die Vorlesung „informática de gestión“ bestritt. Anschließend holte ich im CLM mein Kurszertifikat ab, welches mich € 32.- kostete. Aber ich denke, dass ein Zertifikat, welches bestätigt, dass ich den jeweiligen Sprachkurs mit der besten Note abschließen konnte, sicher noch nützlich sein wird.
Zu Hause hieß es dann Koffer packen. Ich brauchte ewig, sicherlich 3 Stunden, und wusste nicht wirklich wie ich es schaffen sollte all meine lieb gewonnenen Habseligkeiten – darunter zum Beispiel die 12 Cruzcampo Gläser, welche ich ihn Arahal geschenkt bekommen hatte – in meinen Koffern unterzubringen und dabei auch noch halbwegs im Gewichtsrahmen für den Flug zu bleiben. Nachdem ich einiges an alter Kleidung, fast mein gesamtes abgetretenes Schuhwerk und sonstige Unwichtigkeiten aussondiert hatte, schaffte ich es dennoch meine Koffer halbwegs sinnvoll zu packen.
Während dieser Koffer-Pack-Orgie kam Francisco noch vorbei um die letzten Rechnungen aufzuteilen. Da wir in den vergangenen Monaten fleißig heizten, hatten wir eine ordentliche Stromrechnung von mehr als € 150 – und das nur im Jänner. Die Februarrechnung kommt erst noch und wird sich vermutlich ähnlich gestalten. Ich habe mich bereits auf meine Kaution über € 245.- gefreut, aber abzüglich der ganzen Betriebskosten werden am Schluss vermutlich nur mehr ungefähr € 70.- übrig bleiben.
Da ich in der vergangenen Nacht nicht wirklich viel Schlaf bekam und heute viel zu tun hatte, war ich entsprechend müde und entschied mich vor der großen Abschlussfeier noch etwas zu schlafen. Ich stand erst um ungefähr 20:30 Uhr auf, auch wenn die Gäste für 21:00 Uhr geladen waren – aber wir sind ja in Spanien, wer kommt da schon pünktlich? Denkste: Ich war noch mitten unter den Vorbereitungen als wirklich um Punkt 21:00 Uhr Arturo und seine Freundin aus New York an der Türe läuteten. Dies sollte erst der Anfang sein: Nach und nach kamen immer mehr Leute, jeder brachte irgendwen mit, sodass ich zum Schluss nur mehr die Hälfte wirklich kannte, und die Bude gerammelt voll war. Noch nie sah ich so viele Leute in unserer Wohnung. Schon kurz nach 23:00 Uhr – man möchte meinen, dass das in Spanien noch keine Zeit ist – läutete der nervige, junge Nachbar aus der über uns gelegenen Wohnung und klagte uns sein Leid. Eine gute halbe Stunde nachdem wir diese eigenartigen Typen abgewimmelt hatten, läutete dann die Polizei. Nun ja, Pepe durfte seine Daten aufgeben und wir wurden lediglich verwarnt. Sollte es notwendig sein, dass unsere Freunde und Helfer nochmals kommen müssen, sei eine Strafe von € 200.- fällig. Dieses Risiko gingen wir natürlich nicht ein und brachen nach dieser Aktion auf zum Botellón. Das kam mir gerade recht, da ich es in diesem halben Jahr noch nie zu diesem bekannten spanischen Ereignis, im Zuge dessen man sich auf einem großen, öffentlichen Platz trifft um einfach nur zu feiern und vielleicht auch das ein oder andere Bier zu trinken, kam. Eine unvorstellbar große Menschenmenge war bei unserer Ankunft bereits anwesend. Da wir alle Vorräte aus der Wohnung mitgenommen hatten, waren wir gut versorgt. Als ich mich dann von den ersten lieb gewonnenen Leuten verabschieden musste, wurde der Abend zum ersten Mal so richtig traurig. Noch am Botellón musste ich Sean und Natalia verabschieden.
Ich hatte immer noch viele Punkte aus der Chupitería 69 und mir fehlten nur mehr 8 Punkte, also 8 Chupitos, um den Pullover zu bekommen. So machten wir uns um ungefähr 02:00 Uhr auf den Weg in die Chupitería. Am Weg wollte ich noch unbedingt kurz im Voulez Vous vorbeischauen, da ich mein quasi Stammlokal am letzten Abend unbedingt noch besuchen wollte und auch wusste, dass Xavi heute arbeitete. Ich bestellte ein letzten Bier, welches mir Xavi spendierte, trank mit ihm einen letzten Chupito, natürlich wiederum auf seine Kosten, und verabschiedete mich. Als wir dann endlich in der Chuptería ankamen, steckten mir alle möglichen Leute ihre Punkte zu und so „musste“ ich lediglich einen Chupito trinken um zu meinem Pullover zu kommen. Vor der Chupitería hatte ich dann die schwierige Aufgabe mich von Jose zu verabschieden, der mir im letzten halben Jahr ganz besonders ans Herz gewachsen war. Jose verfasst speziell für meinen Abschied und für diesen Moment einige Zeilen, welche er mir in unseren letzten gemeinsamen Minuten vorlas. Diese Zeilen möchte ich natürlich hier festhalten:
Era un miércoles del mes de octubre de 2008. A las 19h00 me dirigía hacia el laboratorio. En la puerta se hallaban los estudiantes que se disponían a pasa al interior. Entre ellos pude identificar un tipo alto de complexión fuerte. Tenía un acento germano y su vocabulario era escaso. Sin embargo esto no le suponía una limitación. En sus ojos azules claro podía leer lo que sus palabra no llegaban a escribir, y en su rostro escuchar una voz sorda oculta tras una sonrisa simple pero cargado de significado.
Minutos más tarde supe que este personaje respondía al nombre de Benjamin Kolp. Meses más tarde pude confirmar que no se puede engañar con una mirada. Ben resultó ser como creía que sería. Sincero y natural. Dulce por dentro y salado por fuero. Sólo es serio cuando es necesario. Ben sabe algo. Esconde el secreto.
Era la madrugada de un viernes del mes de febrero de 2009. El austriaco supo que había ocupado una casa de por vida. NO sé donde estaré en una semanas, no sé donde estaré en unos años, pero allí donde me lleve el destino, también llevará una casa a tu disposición.
Ein letztes Abschiedsfoto mit Fernando, der meine Abschiedsfeier leider schon sehr früh verlassen musste.
Adiós, Arturo!
Vanda bleibt noch ungefähr eine Woche und wird dann auch die Heimreise antreten.
Dieses geniale Duff Bier habe ich in einer Bar in Arahal erstanden und für den letzten Tag aufbewahrt.
Noch sind wir am lachen ...
Natürlich mussten wir auch noch Davids Geschenk probieren – ein köstlicher ungarischer Wein!
Leb wohl, Natalia! Danke, dass du uns an Heilig Abend zu dir eingeladen hast.
Ruyman, Sean und Magda.
Mach's gut Lucia und richte den kanarischen Inseln schöne Grüße aus.
Natürlich habe ich mich auch von der berühmt berüchtigten Kameramörderin Magda verabschiedet. :-p
Der dauer-grinsende Ruyman aus Gran Canaria – auch ihn werde ich vermissen.
Mein Blick auf diesem Foto spricht wohl eindeutig für die Emotionen bei der Verabschiedung von Jose.
Ein letztes Foto mit Jose und Marita.
Pass auf dich auf Dominika und danke für alles!
Nach diesem unvergesslich lustigen, aber auch genauso traurigen Abend, fuhr mich Pepe um 05:00 Uhr morgens zum Flughafen. Beim Check-In hatte ich zum Glück keine Probleme, da mein Koffer gar nicht so viel zu schwer war, als ich befürchtete.
Die beiden Flüge, also von Granada nach Madrid und von dort aus nach München habe ich fast zur Gänze verschlafen. In München wurde ich von Mum und Robi abgeholt. Außerdem hatten sie mir eine Überraschung mitgebracht: Nadja konnte sich für einige Stunden von den intensiven Ballarbeiten freiboxen und erwartete mich direkt am Ausgang des Flughafens.
Nun bin ich also, nachdem ich so lange auf diesen Moment gewartete hatte, wieder nach Hause zurück gekehrt. Auch wenn ich mir während diesem Semester oft sehnlichst gewünscht hätte, durch Kufstein zu spazieren, einen gemütlichen Abend mit meiner Nadja zu verbringen, in einer zünftigen Männerrunde mit meinen besten Freuden anzustoßen, ... war ich mir an diesem Tag nicht ganz sicher, ob ich nun tatsächlich froh oder traurig sein soll. Ich habe mir in Granada ein eigenes Leben mit neuen Freunden aufgebaut, dass ich nun von heute auf morgen aufgeben musste. Es wäre gelogen zu behaupten, dass ich die Zeit in Granada nicht auch genossen hätte. Nur genau diese Tatsache machte den Abschied in Spanien umso schwieriger und wird ebenso den Einstieg in mein tiroler Leben nicht gerade erleichtern. Ich habe eine tolle Zeit mit noch tolleren Leute verbringen dürfen und möchte all die Erfahrungen des letzten halben Jahres niemals missen müssen. Nichtsdestotrotz werde ich versuchen müssen mich jetzt wieder hier in meiner Heimat einzuleben. Wie mir auch Sean mit auf den Weg gegeben hat: „Es wird dich niemand verstehen, damit musst du alleine fertig werden.“ Niemand kann verstehen wie ich zur Zeit fühle, jeder wird davon ausgehen, dass ich glücklich sein müsste wieder zu Hause zu sein, wie ich es selbst bis vor wenigen Wochen noch geglaubt hätte – jetzt ist das anders und ich werde mit dieser Situation leben müssen, ich selbst werde damit klar kommen müssen. Adiós Granada, danke für ein unvergessliches halbes Jahr – ich werde dich vermissen! Griaß di Tirol, ich freue mich bereits darauf dich wieder kennen zu lernen!